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"Es war mein Tag"

06. August 2021

Betti hat tatsächlich ihre einmalige Olympia-Chance genützt: "Es war mein Tag. Ich habe Dinge gemacht, von denen ich selbst nicht wusste, dass ich sie machen kann."

Mangelnde Nervenstärke kann man Bettina Plank wahrlich nicht attestieren. Bei kaum einer Athleten stimmt das Gerede von der einmaligen Chance so sehr wie bei der 29-jährigen Karateka. Für sie und ihren Sport ging in Tokio ein Fenster auf, das sich mit den zu Ende gehenden Spielen auch schon wieder schließt, denn bereits 2024 in Paris ist Karate nicht mehr Teil des olympischen Programms. Die Vorzeichen, um diese Once in a Lifetime Chance zu nutzen, waren alles andere als rosig. Dennoch war Plank zur Stelle.

Erst spät auf den Olympiazug aufgesprungen, nicht in Form, mental angeschlagen, in einer Gewichtsklasse mit schwereren Gegnerinnen zusammengelegt und dann auch noch mit einer Auftaktniederlage in den Bewerb gestartet – es sah eigentlich nicht danach aus, als würden Bettina Plank und die Olympischen Spiele noch große Freunde werden.

Doch genau diese Niederlage gegen Weltmeisterin Miho Miyahara brachte Plank auf den Erfolgskurs in Richtung Bronze-Medaille. “Ich habe dort gemerkt, dass ich mich wohl fühle auf der Matte und eine gute Performance bringen kann”, meint die in Oberösterreich lebende Vorarlbergerin trocken, spricht damit aber an, was ihr im Vorfeld so lange gefehlt hatte.

“Das ganze Jahr hatte ich noch kein gutes Gefühl auf der Matte, kein Selbstvertrauen, wie sollte ich da erwarten können, dass es ausgerechnet bei Olympia kommt. Das war einfach nicht realistisch”, erzählt Plank. “Deswegen war der Fokus für mich, von Runde zu Runde das abzurufen, was ich kann und was in mir steckt. Egal was dabei rauskommt, ich wollte sagen können, dass ich alles auf dieser Matte gelassen habe.”

Das gelang Plank so gut, dass sie es selbst kaum fassen konnte. Minutenlang tänzelte sie in den Katakomben des altehrwürdigen Nippon Budokan vor den Bildschirmen umher, in Erwartung des finalen Gruppenergebnisses. Selbst als sie an Position zwei aufschien, damit den Halbfinaleinzug und eine Medaille fixiert hatte, traute sie dem Ganzen noch nicht. “Es war unreal”, gibt sie zu. “Ich hatte mit diesem Traum in der Quali schon abgeschlossen. Es hat mir dann wahnsinnig viel bedeutet, überhaupt hier auf der Matte stehen zu dürfen. Dass ich jetzt eine Medaille habe, kann ich gar nicht glauben.”

Aus der Deckung angreifen zu können, half der Athletin des Karate-Do Wels. “Ich wusste, dass ich in keiner Favoritenrolle bin. Mir war klar, was ich von mir erwarte, aber das waren keine Resultate”, sagt sie. Eine Taktik, die aufging.

“Es war mein Tag. Ich bin mega happy und stolz, das ist definitiv das Größte das ich erreicht habe”, strahlt Plank. “Ich habe heute Dinge gemacht, von denen ich selbst nicht wusste, dass ich sie machen kann. Ich bin über mich hinausgewachsen.” Und das zum denkbar günstigsten Zeitpunkt.